Der Sammelband „Medienanalyse“ bietet ein breites Spektrum von Informationen zu Medienanalysen, von rein wissenschaftlich bis fast werblich orientierten Aufsätzen. Es kommen sowohl Dienstleister zu Wort, die vor allem ihre Produkte präsentieren, als auch Wissenschaftler, die Medienanalysen von wissenschaftlichem Niveau darstellen. Den Einstieg bietet der im Moment führende Professor in Sachen Medienanalyse und PR-Evaluation, Prof. Dr. Klaus Merten. Dieser beginnt den Band nach einer kurzen theoretischen Einweisung mit der erneuten Darstellung seiner brisanten Kritik an den Analysemethoden des (damals noch)Instituts „Medien Tenor“, die bereits vor einiger Zeit hohe Wellen geschlagen hat. Merten folgen einige Aufsätze von Dienstleistern, vor allem Vertretern von Ausschnittdiensten, die nacheinander ihre Produkte darstellen. Die Tiefe und Relevanz der dargestellten Methoden ist unterschiedlich. Es gibt Berichte, die für spezielle, fertige Analysen werben, welche, die bestimmte Kennzahlen (z.B. Werbeäquivalenzwert) hervorheben, und Berichte, die die Verknüpfung von Umfragen mit Medienanalysen anpreisen. Die fundiertesten Darstellungen von praxisorientierten Medienanalysen finden sich bei Moorkens (Ausschnitt) und Mommert (Landau Media) – wobei jeweils die dazugehörigen Darstellungen von Umfrageergebnissen, die mit den Medienanalysen in Bezug gebracht werden, oberflächlich bzw. unsystematisch erscheinen. Die wissenschaftlichen Ausführungen von Rainer Müller, Olaf Jandura und den Autoren Mike Friedrichsen und Astrid Kurad heben das Gesamtniveau angenehm an. Die Ausführungen von Christian Krüger zu Einsatzgebieten und Qualitätsmaßstäben von Medienanalysen verbreiten mehr Sachkompetenz als so manch anderer, praxisorientierter Beitrag. Aber die Medienanalyse lebt zweifelsohne in diesem Spagat zwischen wissenschaftlicher Inhaltsanalyse, wie Klaus Merten es fordert, und pragmatischen Ergebnisberichten, die bildhaft Ergebnisse präsentieren.
Abschließend fordert Walter Kraft die Medienmacher und Redaktionen provokativ auf, sich der Werbeindustrie kooperativer zu zeigen: Warum nicht direkt die Redaktion auf die Belange der Werbekunden abstimmen, damit „für alle“ der größte Profit herausspringt? Dem PR-Praktiker werden bei der Vorstellung, sich einem Journalisten mit diesem Vorschlag zu nähern, die Haare zu Berge stehen – widerspricht es doch journalistischen Ethikvorstellungen und moralischen PR-Werten völlig.
Der Sammelband bietet einen interessanten Überblick über das Thema Medienanalyse. Die Struktur des Bandes ist nicht ganz nachvollziehbar – eine Unterteilung von Dienstleisterberichten und wissenschaftlichen Beiträgen sowie Kommentaren zum System Medienresonanzanalyse allgemein wäre empfehlenswerter, um die spezielle Situation dieses Fachbereiches zu verdeutlichen. Da es jedoch bisher zu dem Thema Medienanalyse wenig Literatur gibt, stellt dieses Werk auf jeden Fall einen Meilenstein in der weiteren Etablierung dieses Evaluationsinstruments Nr. 1 dar.
Praktischer Nutzen wird bedingt zur Verfügung gestellt: ein Bruchstück des aktuellen Dienstleisterangebots auf dem Markt der Medienresonanzanalyse wird geboten, Haedrich versucht zu zeigen, wie Medienresonanz in Eigenregie analysiert werden kann. Merten und Krüger zeigen Qualitätsmaßstäbe und Einsatzmöglichkeiten der Analysen auf. Die wissenschaftlichen Beiträge bieten einen Einblick in sozialwissenschaftliche Standards und Vorgehensweisen, derer sich ein Interessent von Medienanalysen habhaft machen sollte, um z.B. bei der Wahl eines Dienstleisters die Spreu vom Weizen unterscheiden zu können.
Rein formal und sprachlich weist der Sammelband erstaunlich viele Trennfehler und einige Flüchtigkeitsfehler auf, sogar in Überschriften (u.a. S. 93, 123, 215). Die Darstellungen sind teilweise sehr unscharf (S. 78, 175, 180). Seitenlange Darstellungen in Tabellenform gehören eher in einen Anhang als in einen Artikel (S. 70ff).
Dr. Nanette Besson
Edingen, 3. Mai 2007
Verfasst für die Zeitschrift "Publizistik"
Medienanalyse (2007) Thomas Wägenbaur (Hrsg.) Nomos Verlag.
Abschließend fordert Walter Kraft die Medienmacher und Redaktionen provokativ auf, sich der Werbeindustrie kooperativer zu zeigen: Warum nicht direkt die Redaktion auf die Belange der Werbekunden abstimmen, damit „für alle“ der größte Profit herausspringt? Dem PR-Praktiker werden bei der Vorstellung, sich einem Journalisten mit diesem Vorschlag zu nähern, die Haare zu Berge stehen – widerspricht es doch journalistischen Ethikvorstellungen und moralischen PR-Werten völlig.
Der Sammelband bietet einen interessanten Überblick über das Thema Medienanalyse. Die Struktur des Bandes ist nicht ganz nachvollziehbar – eine Unterteilung von Dienstleisterberichten und wissenschaftlichen Beiträgen sowie Kommentaren zum System Medienresonanzanalyse allgemein wäre empfehlenswerter, um die spezielle Situation dieses Fachbereiches zu verdeutlichen. Da es jedoch bisher zu dem Thema Medienanalyse wenig Literatur gibt, stellt dieses Werk auf jeden Fall einen Meilenstein in der weiteren Etablierung dieses Evaluationsinstruments Nr. 1 dar.
Praktischer Nutzen wird bedingt zur Verfügung gestellt: ein Bruchstück des aktuellen Dienstleisterangebots auf dem Markt der Medienresonanzanalyse wird geboten, Haedrich versucht zu zeigen, wie Medienresonanz in Eigenregie analysiert werden kann. Merten und Krüger zeigen Qualitätsmaßstäbe und Einsatzmöglichkeiten der Analysen auf. Die wissenschaftlichen Beiträge bieten einen Einblick in sozialwissenschaftliche Standards und Vorgehensweisen, derer sich ein Interessent von Medienanalysen habhaft machen sollte, um z.B. bei der Wahl eines Dienstleisters die Spreu vom Weizen unterscheiden zu können.
Rein formal und sprachlich weist der Sammelband erstaunlich viele Trennfehler und einige Flüchtigkeitsfehler auf, sogar in Überschriften (u.a. S. 93, 123, 215). Die Darstellungen sind teilweise sehr unscharf (S. 78, 175, 180). Seitenlange Darstellungen in Tabellenform gehören eher in einen Anhang als in einen Artikel (S. 70ff).
Dr. Nanette Besson
Edingen, 3. Mai 2007
Verfasst für die Zeitschrift "Publizistik"
Medienanalyse (2007) Thomas Wägenbaur (Hrsg.) Nomos Verlag.