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"Wie sprichst du eigentlich mit mir...?" - Sprache in der PR. Bericht von der Tagung der Fachgruppe PR/Öffentlichkeitsarbeit der DGPuK


Vielleicht bezeichnend, dass die Konferenz zur Sprache in der PR mit einer Keynote zur Werbesprache begann. Die PR macht sich noch nicht lange Gedanken über ihr Hauptmedium: die Sprache. Auch wenn sie durchaus für die Selbstdarstellung instrumentalisiert wird.

Die Titel der Vorträge und die Bezeichnungen der Vortragenden bezeugen ein durchaus bewusstes Framing in der Selbstdarstellung: Megaphoning, Sensemaking, Digital and Employee Communication. Dahinter verbergen sich dann Ansätze von deskriptiven, theoretischen Überlegungen bis hin zu statistischen Analysen, die Respekt vor dem Untersuchungskonzept erzeugen. Bilder in der Sprache sind ein faszinierendes Feld (Achtung: Metapher ;-). Sie sind noch kaum untersucht und bieten mit dem gesamten Feld der Linguistik noch sehr viel unbearbeiteten Acker für viele wissenshungrige NachwuchswissenschaftlerInnen. Wobei wir auch schon beim Gendern sind: Eines der Themen der vorgestellten Forschungsprojekte. Es zeigt sich in unterschiedlichsten Untersuchungen, dass in diesem Bereich in der Praxis noch sehr viel Handlungsbedarf besteht. Die Diskrepanz zwischen Erwartungen und Umsetzungen ist jedoch unterschiedlich groß. Scheint es doch, dass nicht alle immer gendern wollen (z. B. scheint es einen Zusammenhang zwischen Bildung/Geschlecht und der Erwartung an das Gendern zu geben). Wo ist denn der Benchmark zu setzen für gendergerechte und klimaneutrale Sprache? Welche Ansprüche sind gesellschaftsweit, aber nur normativ? Wo liegen Mindestansrpüche, die für eine diskriminierungsfreies Miteinander einzuhalten sind?

Was wir sprechen, das denken wir auch. Wer schon einmal eine Gesprächstherapie gemacht hat, hat vielleicht erlebt, was es bedeutet, etwas auszusprechen, das man vorher einfach nicht wahrhaben wollte. Es ist dieses "Greifbar machen", was Sprache zu mehr macht, als nur das Medium unserer Kommunikation: Sprache drückt Denken aus und leitet Handeln an. Das gilt vor allem in emotionaler Kommunikation. Der Ausdruck von Freude, Angst, Ekel, Trauer, Scham oder Wut drückt sich in starken Worten aus, die meist direkt mit Handeln verknüpft sind: Wir meiden oder suchen das Gefühl und die Situation. Wie offen wir diese Gefühle aussprechen ist auch von moralischen Gesellschaftsansprüchen geprägt. Wenn ein Gefühl nicht gesellschaftlich "salonfähig" ist, werden wir es vermeiden, es auszusprechen. Dann sind wir im Tabubereich - auch ein sehr spannender Forschungsaspekt.

Die PR-Wissenschaft kann sehr viel von anderen Wissenschaften wie Linguistik und Psychologie lernen. Ein interdisziplinäres Zusammenarbeiten wäre sicher wünschenswert. Diese gemeinsame Fachtagung der Gruppen Mediensprache und PR/Öffentlichkeitsarbeit in der Deutschen Gesellschaft für Publizistik und Kommunikationswissenschaft war ein inspirierendes Experiment, das gerne weitergedacht werden kann!

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