Die Initiative WebXF hat letzten Freitag den Deutschen PR-Preis für Online Relations verliehen bekommen. Damit wurde diese außergewöhnliche Initiative für ihre Pionierarbeit im Bereich der Erfassung, Bewertung und Steuerung von (Online-)Unternehmenskommunikation ausgezeichnet. In diesem Verein haben sich seit 2004 große Unternehmen zusammengeschlossen, um ein Controllingsystem für Corporate Websites zu entwickeln, die WebXF-Scorecard.
Die WebXF-Scorecard basiert auf fünf standardisierten Messverfahren, deren Ergebnisse in einem Set von 71 Kennzahlen zusammengefasst und bewertet werden. Basiskennzahlen werden zu Performance-Indikatoren verdichtet, Schlüsselindikatoren beschreiben zusammenfassend die Ergebnistreiber. In Arbeitskreisen entwickelten die XX beteiligten deutschen Großunternehmen eigene, standardisierte Kennzahlen wie z.B. "Intensiv-Kontakte" (Anzahl der Besuche pro Monat mit mehr als sechs Page Impressions). Zusätzlich wurden 50 Qualitätskriterien für Corporate Websites festgelegt, die mit Hilfe einer Checkliste qualitative Bewertungen quantifizieren und für den interorganisatorischen Vergleich (Benchmarking) zur Verfügung stellen.
Die Kennzahlen werden in einer Balanced Scorecard zusammengefasst. Die vier Dimensionen dieser Scorecard sind:
- Nutzerperspektive
- Ergebnisperspektive
- Interne Perspektive
- Finanzperspektive
Zu den Haupthindernissen der Einführung dieses komplexen und durchdachten Systems gehörten - wie immer bei diesem Thema - die Geld- und die Zeitnot, aber auch individuelle Widerstände gegen die notwendige Einarbeitung in die Nutzung der Technik. Sicherlich ist das System, sobald der Umgang damit vertraut ist, ein wertvolles Instrument zur Steuerung und Optimierung von Online-Unternehmenskommunikation.
Erstaunlich ist es, dass sich in diesem Verein eine Kultur des Benchmarkings entwickelt hat, die in anderen Bereichen der PR bisher nicht entstanden ist. Auch wenn eine Fluktuation vorhanden ist (von bisher 26 teilnehmenden Unternehmen sind im Moment 14 dabei), so ist diese Bewegung zu begrüßen und eröffnet dem Evaluations- und Controllingbereich in der PR neue Dimensionen. So wäre z.B. ein Benchmarking zu einzelnen PR-Instrumenten wie Pressekonferenzen oder Hauptversammlungen denkbar – sofern die beteiligten Unternehmen bereit wären, Daten zu teilen.
Quellen:
Bachem/Keller/Reinecke (2008). Kennzahlengestützte Steuerung digitaler Kommunikation. In: Belz/Schlögel (2008). Interaktives Marketing. Gabler Verlag Wiesbaden.
Besson, Nanette (2008). Strategische PR-Evaluation. VS Verlag Wiesbaden. Seiten 234-235